Rotraud A. Perner
Sexuelle Reformation
LIT Verlag
184 S., 19.90 EUR, 19.90 CHF, br.,
ISBN 978-3-643-50795-2
Sexuelle Reformation
„Werte“ ordnen gesellschaftliche Verhältnisse prinzipiell – auch die geschlechtlichen.
Im Westen gelten Altes und Neues Testament als Grundlagen ethischen Verhaltens. Die Bibel spiegelt jedoch das zeitbedingte und einseitig männliche Selbstverständnis ihrer Autoren. Es „ordnet“ quantitativ und hegemonial im Interesse von möglichst viel Kämpfern, Arbeitskräften und „Heiratswaren“ für Bündnisse und Tauschgeschäfte.
Man kann aber auch Übersetzungskritisch Gottes Wort qualitativ verstehen … dann fordert Genesis 1,28 nicht zur „ehelichen“ Vermehrung, sondern zur gegenseitigen Förderung aller Männer und aller Frauen auf. Dieser quantitative Deutung wurde in 4 „Sexuellen Revolutionen“ begegnet: In der Kunst, in der neuen Sexualwissenschaft, in umfassender Gesellschaftskritik und gegenwärtig in einer Konsumfreiheit unter dem Schlagwort „Konsensethik“ – alles ist erlaubt, worauf man sich einigt. Dabei wird die Dominanz der energetisch oder manipulativ stärkeren Person außer Acht gelassen. Aufklärung tut not. Es braucht eine salutogene – auf Gesundheitsförderung – ausgerichtete Verantwortungsethik, und zwar nicht nur der einzelnen Person sondern auch der gesamten Gesellschaft.
Als christlicher Wert bedarf sexuelle Freiheit einer Reformation: Weg von der „Konsensethik“ des homo consumens, nach der alles erlaubt ist, worauf man sich geeinigt hat, hin zu einer salutogenen Verantwortungsethik, die auf Förderung bedacht ist.
„Fruchtbar“ sein (Genesis 1,28) kann nämlich nicht nur (hegemonial) quantitativ, sondern auch (egalitär) qualitativ als „einander aufbauend“ übersetzt werden. „Neosexualitäten“ (was früher Perversionen hieß) „befriedigenden“ zwar Neugier und Bedürfnis nach einem Kick zumindest einer (führenden) Person, nicht aber die ganzheitliche Gesundheit.